Das Ende der Tour ist geprägt von einem Wechselbad der Gefühle und wir haben mit diesem Blog gewartet, weil wir gehofft haben, das sich eine offene Frage klärt, trotz vieler Happy Ends.
Aber fangen wir von vorne an:
Endlich sind wir auf zu unserem eigentlichen Projekt in Gobabis. Auf dem „Trans-Kalahari-Highway“ nähern wir uns der Kleinstadt im Osten Namibias. Das „Save the Children Omahaheke“ Projekt war für lange Zeit das Ziel unserer Tour. Kurz vor Tourbeginn wurde jedoch unsere Ansprechpartnerin und Direktorin des Projektes Gabi aus dem Projekt geschmissen und musste das Land verlassen. Uns blieb keine Zeit zu reagieren und hatten keine Ahnung was uns vor Ort erwarten würde. Wir kannten nur die Version von Gabi und die Unsicherheit über das weitere Vorgehen war bei allen spürbar.
Als die Sonne rot-glühend am Horizont steht erreichen wir Gobabis. Eine verschlafene Kleinstadt in mitten der Einöde. Wir machen uns auf die Suche nach einer Übernachtunsmöglichkeit und schnell fündig. Die Hausherrin des gleichnamigen Guesthouses Annelise begrüßt uns herzlich. Während des Gesprächs stellt sich heraus, dass sie eine Freundin von Gabi ist und das Projekt ebenfalls unterstützt hat. Sofort und ohne Pause erzählt sie uns von den massiven Problemen und dem Mobbing mit denen Gabi konfrontiert war und bestätigt damit die uns bekannte Version. Sie berichtet uns auch, dass die neue und alte Leiterin des Projekts, eine Holländerin nichts unversucht gelassen hat, um Gabis Arbeit zu stören. Sie ist aber selbst nicht im Land und das Projekt ist im Moment sich selbst überlassen. Sehr enttäuscht und traurig fühlen wir uns in unserer Ansicht bestätigt, dass Auto nicht hier, sondern in Windhoek zu spenden. Für den nächsten Tag beschließen wir das Projekt zu besuchen, ohne uns zu erkennen zu geben.
Gegen 9:30Uhr verlassen wir unser Gästehaus und fahren mit gemischten Gefühlen zu dem Projekt. Auf dem Hof spielen ein paar Kinder und im Hintergrund bereitet eine Köchin etwas Essbares zu. Als wir durch die rostige Metallgittertür den Hof betreten, werden wir sofort von der Meute kleiner Kinder in Beschlag genommen. Auf dem Hof treffen wir drei Frauen an, die augenscheinlich Angestellte des Projektes sind. Wir geben uns als Reisegruppe aus Deutschland aus, die zufällig in der Gegend war und von dem Projekt gehört hätte. Die drei Damen sind überrascht aber freuen sich über den Besuch. Höflich werden wir durch das Projekt geleitet in dem sich momentan zehn Kinder befinden. Während dieses kleinen Rundganges beginnen wir Fragen zu stellen, über das Projekt die Leiterin etc. Unaufgefordert erzählt uns Sally, eine der Frauen von den Problemen vor Ort und bestätigt auf Nachfrage die uns bekannte Version der Geschichte. Sie spricht auch von verschwunden Geldern und davon, dass sie im Moment kein Essen für die Kinder haben. Uns wird schmerzlich bewusst, dass wir keine Möglichkeit mehr haben, das Projekt auch weiterhin zu unterstützen. Wir sind uns aber auch im Klaren darüber, dass wir etwas tun müssen, um diesen Kindern hier mittelfristig zu helfen. Nach einem kurzen Krisengespräch entschließen wir uns Essensvorräte für die nächsten Monate zu kaufen, da es als sicher gilt, das die Holländerin bis dahin wieder da sein wird, um das Projekt evtl. weiterzuführen. Im Großmarkt kaufen wir Maismehl, Öl, Trockensuppen, Zucker, Reis etc. und bauen Yoshi bis unters Dach voll. So endet unser Besuch in Gobabis. Zurück bleiben neben den Kindern, auch vier enttäuschte Afrikareisende und ein Projekt, das keine Zukunft mehr zu haben scheint.
Weiter geht die Reise nach Windhoek. In der ehemaligen Hauptstadt von Deutsch-Südwest-Afrika haben wollen wir das „Moria Grace“ Straßenkinderprojekt besuchen, dem wir auch das Auto spenden werden. Hierfür haben wir uns mit Katharina verabredet, die hier in Windhoek mit ihrer Familie wohnt und arbeitet. Sie unterstützt dieses Projekt und will auch uns helfen, das Auto zu spenden. Die ersten beiden Tage nutzen wir um uns die Stadt näher zu betrachten. Auch hier merkt man spürbar europäische und anglo-amerikanische Einflüsse. Riesige Malls und ein paar vereinzelte Hochhäuser prägen das Stadtbild. Die Bezirke der ärmeren, vornehmlich schwarzen Bevölkerung sind am Stadtrand zu finden. Die reichen Viertel liegen etwas außerhalb und sind gut bewacht. Der Lebensstandart ist sehr hoch, aber trotzdem gibt es eine Vielzahl von Waisen- und Straßenkindern.
Um unser Auto in einem guten Zustand zu übergeben rät uns Katharina Mark, einen befreundeten Mechaniker zu fragen. Wir besuchen ihn und er ist sofort bereit uns zu helfen. Er will sich auch um die Formalitäten für die Einfuhr kümmern. Es ist angenehm mit ihm deutsch reden zu können, obwohl er gebürtiger Namibianer ist. Im Übrigen ist der Einfluss der ehemaligen deutschen Kolonialmacht überall zu spüren und zu sehen. Viele Straßennamen und Beschriftungen finden sich auf Deutsch. Sogar einen, „Thüringer Hof“ können wir finden. Auch viel der hier Lebenden sprechen noch die deutsche Sprache, wenn auch etwas eigentümlicher, als wir es gewohnt sind. Wir verabreden mit Mark, ihm das Auto in drei Tagen zu übergeben und bis dahin noch eine Tour durch Namibia zu machen. Eine folgenschwere Idee. Auf unserem Ausflug in die Namib-Wüste mit ihren weltbekannten Dünen fahren wir auf geschotterten aber vollkommen eben Pisten. Da wir die meiste Zeit hohe Geschwindigkeiten fahren können, vergessen wir, dass unsere Reifen bereits eine Strecke von 20.000km hinter sich haben und auch vorher nicht mehr neu waren. Wir verlieren auf diesem Trip 3! Reifen und müssen einen notdürftig flicken lassen. Zu allem Überfluss platzt uns die Bremsleitung, sodass wir fast 250km ohne Bremsen fahren müssen, um die nächste Werkstatt zu erreichen. Eine Fahrt, die uns allen die Nerven kostet. Mit einer riesigen Portion Glück, einer einigermaßen funktionierenden Handbremse und mit ausgefeilter Schalttechnik erreichen wir Swakopmund an der Atlantikküste. Dort finden wir zu unserem Glück ein VW Autohaus, das unser Bremsleitung reparieren kann. Auf dem Rest unserer Tour besuchen wir die Brandberge und eine Robbenkolonie. Letztere ist uns besonders durch den penetranten Gestank der gut 100.000 Tiere in Erinnerung geblieben. Die letzten Reifen halten und wir erreichen am Sonntagabend Windhoek.
Für den nächsten Morgen wollen wir uns mit Mark treffen und unser Auto abgeben. Ein Abschied der uns alle betrübt macht, da wir erstmals so etwas wie eine emotionale Verbindung zu dieser bordeauxroten japanischen Bergziege aufgebaut haben.
Bereits bei unserem Eintreffen berichtet uns ein sichtlich betrübter Mark, dass es sehr schlecht aussehe mit der Einfuhr, da das Auto zu alt sei – er verspricht uns aber alles in seiner Macht stehende zu tun, um uns zu helfen. Die Enttäuschung in unseren Gesichtern ist so groß, das sie selbst ein Maulwurf hätte sehen können. Wir lassen uns aber nicht entmutigen und hoffen auf ein kleines Wunder. Für den Nachmittag haben wir mit Katharina den ersten Projektbesuch geplant, jedoch macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Sodas wir nur kurz vorbeischauen können. Die Kinder begrüßen uns mit einem einstudierten Tanz nebst Gesang, was uns sehr freut. Wir hoffen sehr, dass wir am nächsten Tag etwas mehr Zeit haben und mit den Kids Fußball spielen können.
Moria Grace
Moria Grace. So heisst de neue Heimat unseres treuen Gefaehrten zyoshi, dem Nissan Terrano 2, der uns sicher durch 16 Laender bis hierher nach Windhuk gebracht hat. Hier im Kinderheim Armenviertel Kattutura wird Yoshi zukuenftig 42 Kindern den Schulweg erleichtern und auch sonst als Transportmittel fuer Schulmaterialien oder Lebensmittel dienen.
Das Moria Grace Chuildrens Home ist ein Herzensprojekt der Namibierin Wlihamina, die das Kinderheim ….ins Leben gerufen hat. Wilhamina, die von den Kindern liebevoll Mum genannt wird, kuemmert sich seitdem hingebungsvoll um die 7 – 16 Jahre alten M imaedchen und Jungs, die aus Kattutura und Umgebung aufgenommen worden sind; auch ihre 2 Enkelkinder leben in Moria Grace.
Mittlerweile ist das Childrens Home auf drei verschiedenen Ebenen taetig: Es spaltet sich uf in eine Farm, die das Heim mit Gemuese und Obst beliefern soll, „Old Moria“ , ein Gebaeude, in dem Kinder, die aus Altersgruenden nicht mehr im Kinderheim untergebracht werden koennen, leben, und „New Moria“, das eigentliche Kinderheim, welches wir uns als Zielort fuer unseren Yoshi ausgewaehlt haben.
New Moria heisst das Heim deshalb, weil es gerade erst in ein neues Gebaeude gezogen ist: Im Zentrum von Kattutura bef indet sich die neue Heimatstaette der 42 hilfsbeduerftigen Kinder. Hinter einem bunt bemalten Zaun verstecken sich das helle, luftige Gemaeuer , ein Spielplatz und ein kleiner Garten. Noch sind die meisten Raeume nackt und kahl, und bis auf die Betten der Kinder gibt es kaum Einrichtungsgegenstaende. Hierfuer werden Spenden dringend benoetigt.
Der Gemeinschaftsraum, der auch als Hausaugabenzimmer fungieren soll, ist bereits eingerichtet, und hier werden wir von den Kindern mit Liedern, Taenzen und Spielen unterhalten, da es bei unserem Besuch wie aus Eimern schuettet und unser Fussballtraining leider auf den naechsten Tag verschoben werden muss.
Als wir mit der Berlinerin Katharina, die mit ihrer Familie fuer ywei Jahre nach Windhuk gezogen ist, auf die Hofeinfahrt von Moria Grace biegen, ist die Aufregung gross. So stuermisch sind wir selten begruesst worden – im Nu werden wir von einer Horde.Kind ern umarmt und gedrueckt, und ohne Scheu wird uns Gebaeude und Gelaende vorgefuehrt.
Als wir unser Fussballtraining ankuendigen, ist die Freude gross, und als wir am naechsten Tag im Sonnenschein auf dem Sportplatz der benachbarten Schule stehen, stuerzen sich alle wie wild auf Leibchen und Baelle. Die Kinder, die allesamt die Fussballweltmeisterschaft verfolgt haben, sind begeisterte Kicker und viele von ihnen Fans auch der deutschen Nationalmannschaft. Was im deutsch angehauchten Namibia niemanden verwundern wird.
Besucht werden wir beim Training vom ehemaligen Fussballprofi Lolo, der selbst fuer die namibische Nationalmannschaft gespielt hat – in Anzug und Krawatte laeuft er barfuss direkt aufs Feld, um mitzutrainieren. So habe er angefangen, Fussball zu spielen, barfuss, lacht er.
Sozialarbeiterin Gale und Koechin Cindy sind auch mitgkommen um das Geschehen zu beobachten. Die selbsternannten Mannschaften „Chelsea“, „Manchester“ und „Try again“ wuseln durcheinander und tauschen froehlich Trikots, was es nicht einfacher macht, den Ueberblick zu behalten.
Wir wurden wirklich wahnsinnig herzlich in Moria Grace aufgenommen und konnten uns durch viele Gespraeche und unseren Besuch davon ueberzeugen, einen vertrauenswuerdigen, sinnvollen und sympathischen Bestimmungsort fuer unseren Yoshi gefunden zu haben. So schwer uns der Absschied auch faellt – es ist ein schoenes Gefuehl zu wissen, dass er hier in Moria Grace wirklich von Nutzen sein wird und Goalconnect einen kleinen Teil dazu beitragen kann, den turbulenten Alltag im Kinderheim etwas zu erleichtern.
Leider gibt es immer noch keine Neuigkeiten bezüglich unseres Autos. Wir entschließen uns daher bei dem zuständigen Verkehrsministerium vorstellig zu werden. Dort verweist man uns auf ein Antragsformular und gibt uns zu verstehen, dass die Chance für eine Einfuhr sehr schlecht steht. Katharina und Lolo (ein ehemaliger namibianischer Fußballprofi) versprechen uns in der Sache aktiv zu bleiben. So müssen wir ohne einen Erfolg aus Windhoek abreisen, da wir nur noch ein paar Tage haben bis unser Flieger aus Kapstadt startet. Enttäuscht steigen wir in den Nachtbus nach Südafrika. Die Fahrt dauert über 20h.
Das Ende unserer Tour naht. Doch bevor es zurück nach Deutschland geht stehen noch zwei kleine Projekte, eine Wanderung auf den Tafelberg und der Besuch des „Kaps der Guten Hoffnung“ auf dem Programm. Wir haben nur noch vier Tage. Die letzten einer viermonatigen Tour, voller Abenteuer, netter Menschen und freudestrahlender Kinder.
Die beiden letzten Projekt die wir besuchen sind sehr unterschiedlich. Zum einen das von adidas unterstützte „Score-Projekt“ und das „On Pleek“. Beide Projekte sind regional initiiert. Während sich Score mehr um eine sportliche Projektarbeit in den Slums kümmert, ist On Pleek eine Anlaufstelle für Straßenmädchen die von Zuhause davongelaufen sind oder nicht wissen wo sie hin sollen.
On Pleek,
ist Afrikans und bedeutet in etwa so viel wie „Unser Platz“. Die Projektleiterin Marie empfängt uns am Eingang des verschlossenen Tores. Sie ist sehr freundlich und gibt uns zu verstehen einzutreten. Sie hat bereits einen Diavortrag für uns vorbereitet in dem sie die Arbeit des Projektes näher erläutert. Das Hauptaugenmerk des Vereins liegt darauf, die Kinder wieder mit ihren Familien oder Verwandten zusammen zu führen und die bestehenden Probleme zu lösen. Hierfür beschäftigen sie eigene Sozialarbeiter, die in engem Kontakt mit den Kindern und den Familien stehen. Während des Aufenthalts in dem Heim, im Herzen Kapstadts, gibt es klare Regeln für das Zusammenleben, auch wenn alle der Mädchen freiwillig hier sind. So gibt es Koch-, Putz- und Arbeitspläne sowie Unterricht für die weiblichen Heranwachsenden. Sie lernen dabei alltägliche Dinge, die ihnen für ihren zukünftigen Lebensweg helfen sollen. Die Erfolgs- und die Durchlaufquote des Projekts ist laut der Aussage von Marie sehr hoch, was eine staatliche Förderung nach sich zieht.. Wir freuen uns über die Idee und den Erflog des Projektes.
Score Projekt
Dieses Projekt sucht wie auch wir von GoalsConnect die Verbindung mit dem Sport, um den jugendlichen Besser helfen zu können und eine Perspektive geben zu können. Um das Projekt besser kennen zu lernen fahren wir ca. 20km aus dem Stadtzentrum in Richtung Peripherie. Hier in den großen Townships lebt der Großteil der Einwohner Kapstadts. Auch wenn die Bedingungen dank staatl. Initiativen gut sind, gibt es eine große Anzahl von Kindern, die kaum eine Zukunft für sich sehen. Score versucht ihnen mit Hilfe von sportlichen Freizeitangeboten zu helfen. Dabei wird versucht Trainer zu gewinnen, die selbst sportlich aktiv sind oder waren und den Kindern als Vorbild dienen können. Auch bei unserem Besuch spielen die Kids Fußball und lernen Football bei einem aktiven Nationalspieler. Wir verbringen einen sportreichen Nachmittag in dem Projekt und freuen uns die letzten Bälle aus unserer Spende übergeben zu können.
Für die letzen beiden Tage entschließen wir uns für eine Wanderung auf den Tafelberg und einen Ausflug ans Kap. Der Abschiedsschmerz am Ende dieser Tour wird von der Freude überlagert endlich unser Familien und Freunde wieder zu sehen, die uns während dieses ganzen Weges unterstützt und begleitet haben und ohne die wir das alles niemals erreicht hätten. DANKE AN ALLE DIE UNS UND GOALSCONNECT UNTERSTÜTZT HABEN!