Wir befinden uns auf dem Rückweg aus dem Sambesi Nationalpark. Am Himmel brauen sich dunkle Regenwolken zusammen, die tief und schwer am Himmel hängen. Wir müssen uns beeilen. Der Weg ist schlammig und von tiefen, rötlich-braunen Pfützen durchschnitten. Zweimal quittiert Yoshi uns den Dienst, als die Batteriekontakte mit dem Spritzwasser in Berührung kommen; die Regenwolken kommen dabei unaufhörlich näher.
Doch gerade diese Pausen zeigen uns die Schönheit und den Artenreichtum dieses Nationalparks und wir freuen uns über die unzähligen Tiere, die wir hier erleben dürfen.
Einen Tag früher als geplant treffen wir wieder in Lusaka ein. Sehr zur Verwunderung und Freude von Lisa. Wir erfahren, dass wir am nächsten Tag die Möglichkeit haben einen der Slums von Lusaka zu besichtigen. Schnell erklären wir uns bereit daran teilzunehmen. Für 10Uhr sind wir verabredet. Um 15Uhr werden wir dann erwartungsgemäß abgeholt. Auch nach ein paar Monaten fällt es uns schwer, sich an diese Mentalität zu gewöhnen – auch wenn viele Reisende behaupten, dass es entschleunigt.
Wir starten unsere „Slumtour“ in einer kleinen, heruntergekommen Steinhütte. Es riecht nach Urin und fauligem Wasser als wir den Weg zu den Unterkünften antreten. Rechts von uns spielen die Kinder mit ihren selbstgebastelten Drahtautos und auf dem staubigen Boden liegt eine Plastikpistole. Wir schieben eine alte löchrige Decke zur Seite, die als Tür der Behausung dient. Ein kleines, weißes Huhn nutzt die Gunst der Stunde und schlüpft zwischen unseren Beinen hindurch ins Freie. Der Raum, den wir betreten, dient als Wohn-, Schlaf-, Arbeits- und Esszimmer. Ein kleiner Grill mit rot-glühender Holzkohle verbreitet einen angenehmen Duft. In dem darauf befindlichen Kessel kocht das Wasser leise blubbernd vor sich hin. Eine Frau mittleren Alters bittet uns höflich Platz zu nehmen. An den Wänden hängen vergilbte Bilder, von ihr und ihrem Mann. Nachdem wir alle einen Platz gefunden haben, ermuntert uns die Gastgeberin Fragen zu stellen, was wir bereitwillig tun. Sie erzählt uns dabei auch von ihrem Leben und wie sie mit dem Verkauf von portionierter Holzkohle den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie verdient. Sie erzählt uns auch von ihrer Vergangenheit und der Hoffnung mit dem Umzug von ihrem Heimatdorf nach Lusaka ein besseres Leben starten zu können. In all diesen Geschichten ist nichts vom Scheitern oder Unglück zu spüren – im Gegenteil verbreitet sie Zuversicht und Mut – was uns im Angesicht der Umstände sehr beeindruckt. Nach diesem interessanten aber auch etwas traurigen Gespräch beginnen wir unseren eigentlichen Rundgang und gelangen mitten in ein Fußballspiel auf einem Bolzplatz im Herzen dieser illegalen Siedlung. Schnell bildet sich um uns eine Traube von neugierigen und lachenden Kindern. Wir beschließen mit diesen unser Video zu drehen. Nach ein paar erfolglosen und chaotischen Versuchen haben wir endlich eine passable Einstellung im Kasten. Es ist bereits spät und wir müssen uns auf den Rückweg machen, bevor es dunkel wird. Mit dem Einbruch der Dunkelheit steigt für uns das Risiko eines Überfalls erheblich und wir wollen uns nicht mutwillig in Gefahr begeben, auch wenn wir nie den Eindruck hatten, dass wir bedroht oder verfolgt werden.
Die Tage vergingen wie im Flug und wir haben kaum Zeit die Eindrücke zu verarbeiten. Leider fehlt uns die Zeit um noch länger zu bleiben und so machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Livingston. Hier an der Grenze zu Simbabwe befinden sich die weltbekannten Viktoriafälle und eines unserer nächsten Projekte. Auf einer kilometerlangen Front stürzen sich hier die Wassermassen des Sambesi Rivers 100Meter in die Tiefe. Das Bild, das sich uns hier bietet, ist fantastisch, atemberaubend und unfassbar schön. Gerahmt wird dieses Schauspiel von einem majestätisch anmutenden Regenbogen, der sich durch die Gicht des herabstürzenden Wassers bildet. Neben dieser touristischen Standartbesichtigung beschließen wir auch den etwas gefährlichen Weg zu wählen und den sog. Devils-Pool zu besuchen. Dieses Wasserloch im Herzen der Wasserfälle hat schon vielen Wagemutigen das Leben gekostet. Eine Besichtigung ohne Guide wäre daher ebenso töricht, wie sich diese Chance entgehen zu lassen. Wir suchen uns einen Guide und machen uns auf den Weg zu dem Höllenloch. Über spitze Steine und durch Stromschnellen kämpfen wir uns eine halbe Stunde durch das Wasser – nur wenige Meter vom Scheitelpunkt der Wasserfälle entfernt. Jeder Fehler kann schlimme Folgen haben. Endlich ist es soweit. Wir stehen fünf Meter über dem eigenwilligen Freibad. Neben uns stürzt das Wasser unerbittlich in die Tiefe. Ohne zu zögern springt unser Guide in das Wasserloch. Verblüfft schauen wir, wie er wieder auftaucht und uns Anweisungen gibt ihm zu folgen. Bevor wir unseren restlichen Mut zusammennehmen können, springt Lars mit einem beherzten Kopfsprung in das weißschäumende Nass und taucht nach wenigen Sekunden wieder auf. Auch wir nehmen die Herausforderung an. Unser Blutdruck ist noch weit über normal und unser Puls außerhalb der Skala als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Lars nutzt das Restadrenalin und besteigt die Statue des Entdeckers und Afrikaforschers David Livingston. Die Gipsstatue des königlichen Ritters wackelt bedenklich, aber Livingston fällt nicht. So geht ein ereignisreicher Tag für uns zu Ende.
Am nächsten Morgen steht unser Besuch im“ Lubasi Home for Children Project“ in Livingston auf dem Programm. Leider haben wir auch hier kein Glück, da Ferien sind. Die meisten Kinder sind in dieser Zeit bei entfernten Verwandten untergebracht und nicht in dem Projekt. So haben wir nur die Möglichkeit die Örtlichkeiten zu besichtigen und allgemeine Dinge über das Projekt zu erfahren. Wir übergeben dem Projekt zwei Bälle und entschließen uns Mosquitonetze für Schlafunterkünfte zu spenden. Wir verabschieden uns nach dem herzlichen Rundgang und machen uns auf den Weg nach Botswana.
Da unsere Gruppe mittlerweile auf sechs Personen angewachsen ist, müssen Flo und Lars auf den Bus ausweichen.
Nach einem Tagestrip erreichen wir Maun, eine Kleinstadt im Herzen des Okawangodeltas. Hier haben wir die Möglichkeit die Schönheit der Natur zu genießen. Mit einem Bootstrip durch meterhohes Schilf und einem Flug über das Delta bekommen wir eine Vorstellung von der Größe und Artenvielfalt dieses Naturreservats.
Am Ende dieses Ausflugs ist es Zeit Abschied zu nehmen. Flo und Lars müssen zurück nach Deutschland. Sieben aufregende Wochen liegen hinter uns. Neben den vielen Eindrücken nehmen die Jungs auch die Erfahrung einer Malariainfektion mit nach Hause. Aber dank einer frühen Reaktion und den richtigen Medikamenten war der Patient innerhalb von drei Tagen vollkommen genesen.
Wir – Stefan, Lisa, Chris und Basti- beschließen auf unserem Weg nach Gaborone, der Hauptstadt Botswanas, noch einen Abstecher in einen Nationalpark zu machen. Auch wenn wir leider keine Löwen sehen, erleben wir einen interessanten Tag. Diesmal sind es aber nicht die Tiere, die uns am meisten faszinieren, sondern die „Sieben Schwestern“ oder auch Baines Baobab Trees. Sieben uralte und unglaublich mächtige Affenbrotbäume. Auf einer kleinen Autopanne haben wir aber nicht genug Zeit hier zu verweilen und müssen den Park bei Dunkelheit auf einem illegalen Weg verlassen. Wir kämpfen uns durch meterhohes Gras und nur mit Hilfe unseres Garmins finden wir aus diesem Irrgarten heraus. Am nächsten Tag fahren wir in einem Bogen um die Kalahari Wüste in Richtung Gaborone. Unterwegs entschließen wir uns in Serowe noch ein SOS- Kinderdorf zu besuchen. Leider sind auch hier viele Kinder nicht da, aber wir bekommen einen Einblick in die Arbeit dieses noch jungen Kinderdorfs.
Die Hauptstadt Gaborone an der Grenze zu Südafrika ist ähnlich modern wie Lusaka, jedoch empfinden wir den Kontrast zwischen Stadt und Land nicht so gravierend wie in Sambia. Deutlich macht uns dies auch die Polizei, die Basti mit 30km/h zu viel aus dem Verkehr zieht. 100$ sagt das Gesetzbuch aber zu unserem Glück haben die Beamten ihren Quittungsblog vergessen. Innerhalb von 14Tagen soll die Strafe bei einer der hiesigen Polizeidienststellen beglichen werden. Was wir „hups“ leider versäumt haben.
Dank der Organisation „share for smiles“ aus München haben wir ein Projekt in Gaborone gefunden, das wir gerne besuchen möchten. Bereits am ersten Abend treffen wir uns mit Perci, dem Gründer und Leiter des Projekts.
Guardians Angel Orphan Society
Mit annähernd 70Kindern starten wir den Tag. Auf dem Sportplatz einer Schule werden wir bereits erwartet. In einem Kreis stellen wir uns den Kindern vor und erzählen ihnen, was es mit unserem Verein und unserer Tour auf sich hat. Die Kinder, die hier sind, sind fast ausschließlich Straßenkinder, die nicht in die Schule gehen können. Das Projekt hat es sich zur Aufgaben gestellt, diese Kinder mit Bildungs- und Freizeitangeboten zu unterstützen. Wir merken schnell, dass diese Jungs von der Straße kommen. Während die Mädchen begeistert bei der Sache sind, kostet es uns einige Mühe die Jungs für die kleinen Aufwärmspiele zu motivieren. Wie auch in den meisten Projekten davor, sind alle darauf aus Fußball zu spielen. Schnell merken die Jungs aber, dass auch die kleinen Spiele Spaß machen können und sind dann doch schnell bei der Sache. Auch wenn die Platzverhältnisse schwierig sind, geben alle ihr Bestes. Wir schaffen es, dass alle Kinder eingebunden werden und bis zur Erschöpfung spielen können. Zum Abschluss dieses Tages überreichen wir zwei Bälle als Spende und werden versuchen das Projekt auch in Zukunft stärker zu unterstützen.
So endet unser Aufenthalt in Botswana, der von viel Natur geprägt war und der uns dank der aufopferungsvollen Projekte in Erinnerung bleiben wird.