Der Grenzübergang von Mexico in das unbekannte Land Belize im Süden Yukatans wird wohl der eindrucksvollste unserer Reise bleiben. Gerade waren wir noch zwischen Fastfoodbuden, Werkstätten und Marktständen mitten im mexikanischen Chetumal, da waren wir auch schon nach einem entspannten und unkomplizierten Grenzübergang in der belizianischen Grenzstadt Corozal. Die Stadt wirkte mit ihren Sandwegen und Pfahlbauten aus Holz eher wie ein größeres Dorf als wie Belize’s größte Stadt im Norden. Die Atmosphäre war allen Klischees über Belize entsprechend unglaublich laid-back – in Belize sind mehr Leute auf Fahrrädern als in Autos unterwegs und es tönt entspannte Reggae-Musik aus Hütten und Radiosendern. Die belizianische Bevölkerung besteht zu großen Anteilen aus Garifuna, die nach eigener Überlieferung schon vor Jahrhunderten aus Afrika in die Karibik ausgewandert sind, aber auch Nachfahren afrikanischer Sklaven aus Kolonialzeiten sein können. Die meisten Menschen sprechen besseres Englisch oder Spenglisch in Belize und man fühlt sich eher wie in der Karibik als in Zentralamerika. Nach Guatemala und Mexico eine ganz andere Lebensrealität Zentralamerikas…
Unbelizeable. Der Slogan der belizianischen Tourismusbranche beschreibt dieses kleine, in der Weltgeschichte völlig unwahr genommene Land perfekt. Die Natur…Hügel und Flusslandschaften, in die kleine Dörfer und Plantagen malerisch eingebettet sind, Tierreservate, Palmenstrände und das längste und größte Korallenriff auf der nördlichen Erdhalbkugel. Wir haben Seekühe und Spinnenaffen gesehen, waren mit Stachelrochen, Riesenschildkröten und Haien schnorcheln. Die Tiere werden in Belize beispielhaft für ganz Mittelamerika geschützt. Ein kleines Paradies.In Dandriga besuchten wir Ingrid und Garifuna Pen aus dem Rheinland. Die beiden haben sich der Kunst verschrieben und haben hier eine Galerie. Ebenso führt Pen Trommelworkshops mit Kindern aus der Nachbarschaft durch. Hier erhielten wir die Möglichkeit unser Projekt vorzustellen und designten ganz tolle Shirts für unseren Workshop.
Auch in der Hauptstadt Belmopan waren wir mit goalsconnect aktiv und besuchten ein staatliches Projekt für Mädchen, die von Sozialarbeitern aus ihren Familien genommen werden. Mayas House of Hope. Einige der Kinder waren mit 13 bereits Mütter, unfassbar. Die Sozialarbeiterinnen erzählten uns haarsträubende Geschichten von den Lebensrealitäten der Mädchen. Was immer wieder eindrucksvoll ist, dass man betroffenen Kindern ihre Vergangenheit oft kaum ansieht. Die Mädchen waren ausgelassen, haben mit uns Reggae-und HipHop Lieder gesungen, Volleyball gespielt und waren – da mitten in der Pubertät – mit Haarfrisuren und Schminkutensilien beschäftigt. In Mayas House of Hope konnten wir keine Fotos machen, um die Privatsphäre der Mädchen zu schützen.
Die zwei Wochen Belize vergingen wie im Flug. Es war wie eine Zwischenreise in einer Reise, da hier alles so anders war, man war in der Karibik nicht in Zentralamerika. Selten haben wir erlebt, dass eine künstlich von Menschen geschaffene Grenze innerhalb weniger Meter eine so veränderte Welt zum Vorschein bringt. Und auch innerhalb Belizes gibt es unfassbare Welten zu entdecken. Der Osten des Landes ist durchzogen von Höhlensystemen, die man schwimmend, kletternd und wandernd erkunden kann. Wir haben uns natürlich auch in die spannende Unterwelt gewagt, nach Actun Tunichil Muknal, in der archäologische Funde aus der Maya-Zeit entdeckt wurden. Ein unfassbares Naturschauspiel, zwischen Stalagmiten und Stalaktiten hindurchzuklettern und zu schwimmen und die heiligen Stätten der Maya kennenzulernen.
Doch nun sollte die Tour weiter gehen, weiter Richtung Süden. Um nach Honduras zu gelangen, muss man nochmals Guatemala durchqueren. Auch den Norden des Landes genossen wir und er war so anders als der bereits besuchte Süden um Guatemala City. Die bereits angesprochenen Garifuna leben hier an der Küste, vor allem in der Stadt Livingston, die nur per Boot zu erreichen ist. Durch Zufall erlebten wir hier den großen Garifuna Settlement Day, der am 26. November gefeiert wird. Tausende Menschen tanzten auf den Straßen. Per Boot kamen andere Garifuna aus Belize und Honduras nach Guatemala und alle feierten gemeinsam. Parallelen zu afrikanischen Festen oder Gesängen waren durchaus festzustellen.
Livingston war leider auch ein trauriges Highlight unserer Reise. Wir haben noch nie, nirgendwo auf der Welt einen verdreckteren Strand gesehen. Anstatt durch Sand watet man durch Plastikbesteck, Styropor und Metalldosen. Der Müll kommt jedoch nicht nur aus Livingston, sondern wird über das Meer angeschwemmt, Livingston ist die Müllkippe der Karibik. Vor allem das ganze Plastik ist schockierend. Aber wen man sich überlegt, wie viel Plastik jeder Mensch auf der Welt pro Tag produziert und wie wenig davon recycelt wird muss man sich auch fragen, wo der Auszuschließen am Ende landet. Viel landet in den Weltmeeren und wird an Küsten wie hier angeschwemmt. Die Menschen vor Ort wissen auch nicht, was sie mit dem Plastik anfangen sollen. Verbrennen? Vergraben? Da eine konkrete Idee und Initiative fehlt, bleibt alles einfach am Strand liegen. Zum heulen.
Doch nun sollte endlich wartet die nächste Etappe auf uns, Honduras.
Dem Land eilt ein schlimmer Ruf voraus. Armut, Drogenkriege, Kriminalität. Wenn man die Warnungen des Auswärtigen Amtes auf ihrer Homepage liest, will man eigentlich am liebsten das Land überfliegen. Mit großem Respekt sind wir gespannt, was uns erwarten wird…